ENoR-Konferenz 2025: Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft im Textilkreislauf
Am 11. und 12. November 2025 trafen sich die Mitglieder des European Network on Reuse and Recycling (ENoR) in Genf, um über die Zukunft von Wiederverwendung und Recycling in Europa zu diskutieren. Das diesjährige Gastgeberland, die Schweiz, empfing Mitglieder aus Norwegen, Dänemark, Schweden und dem Vereinigten Königreich – alle stammen aus Organisationen, die unter dem Dach der Heilsarmee arbeiten und sich für Kreislaufwirtschaft und soziale Verantwortung einsetzen. (Der niederländische Partner ReShare konnte krankheitsbedingt nicht teilnehmen.)
Warum ENoR wichtig ist
ENoR ist das europäische Netzwerk der Heilsarmee für Wiederverwendung und Recycling. Mit über 331 Secondhand-Läden, mehr als 110.000 Tonnen gesammelter Kleidung und rund 9,1 Millionen Kundinnen pro Jahr trägt das Netzwerk entscheidend dazu bei, Ressourcen zu schonen und soziale Projekte zu finanzieren. Secondhand-Textilien haben laut Studien einen 70-fach geringeren ökologischen Fussabdruck als Neuware – ein starkes Argument für die Kreislaufwirtschaft.
Die Konferenz
Als Gastgeberland lud die Heilsarmee brocki.ch die Teilnehmenden der ENoR-Konferenz im Centre Espoir in Genf zu einer zweitägigen Konferenz ein. Es wurden die verschiedenen Unternehmungen der Organisationen beleuchtet und diskutiert. Wo stehen sie, was sind gemeinsame Herausforderungen, wie gehen beispielsweise andere Länder mit dem Thema Fast Fashion und dessen Konsequenzen um. Alle Organisationen sind im Textilbereich unterwegs. Jede Organisation erhielt die Gelegenheit ihr Geschäftsmodell vorzustellen.
Alle fünf Organisationen, Frelsens Hær (Dänemark), Fretex (Norwegen), Myrorna (Schweden), SATCoL (Vereinigtes Königreich) und die Heilsarmee brocki.ch (Schweiz) setzten auf lokale Präsenz unterscheiden sich jedoch vielseitig in der Warennannahme/Textilsammlung und Logistik. Bei der brocki.ch findet eine Warenannahme und Sortierung vor Ort in den Filialen statt wobei anderen Organisationen die Waren vorgängig durch Sammelstellen und in Lagerhäusersortieren und für den Export oder für eigene Shops aufbereiten. Alle Organisationen stehen jedoch vor ähnlichen Herausforderungen. Ein zentrales Problem ist der wachsende Anteil minderwertiger Fast-Fashion-Textilien, häufig von Plattformen wie Temu oder Shein. Die Frage, wo diese Ware landet sowie die Reaktion der Kundschaft und politische Rahmenbedingungen wurden intensiv diskutiert.


Am Abend, nach vielen interessanten Gesprächen und Einblicken in die Organisationen, führte uns der Weg in die brocki.ch Filiale Genf Le Lignon. Dort hiessen uns Hugues Gondard, Verkaufsleiter der Filialen in der Westschweiz, und Filialleiterin Inès Metzmacher herzlich willkommen. So konnten die Arbeit von brocki.ch und das Secondhand-Ladenkonzept direkt vor Ort demonstriert werden und es gab Raum für Fragen. Kurz nach Ladenschluss genossen die Teilnehmenden ein köstliches Abendessen mitten auf der Verkaufsfläche. Der offene Austausch in entspannter Atmosphäre rundete den Tag ab, bevor es am nächsten Tag mit der Konferenz weiterging.

Weitere Highlights der Konferenz
- Retail-Innovationen: Vom Onlineshop von Fretex in Norwegen über die britischen SATCoL-Spendenzentren bis hin zu digitalen Lösungen – die Mitglieder stellten neue Ansätze vor, um Secondhand attraktiver und effizienter zu machen.
- Sammlung und Sortierung: Diskutiert wurden Online-Sammelmodelle, Pilotprojekte zur Trennung von tragbaren und nicht tragbaren Textilien.
- Nachhaltigkeit und Transparenz: Ein zentrales Thema war die Einhaltung von Standards und die Einführung von Transparenzberichten, um sicherzustellen, dass gespendete Waren verantwortungsvoll weiterverarbeitet werden.

Warum ist dieser Austausch innerhalb der Heilsarmee als Organisation relevant?
Die Textilindustrie steht vor einem Wendepunkt: Überproduktion und Fast Fashion belasten Umwelt und Gesellschaft. Netzwerke wie ENoR zeigen, wie Kreislaufwirtschaft praktisch funktioniert – durch lokale Wiederverwendung, Recycling-Innovationen und soziale Beschäftigungsprogramme. Wissen wird länderübergreifend geteilt und die Organisation kann als Ganze an Erfahrungen aller wachsen.
Die ENoR-Konferenz 2025 macht deutlich: Zusammenarbeit, Innovation und klare Standards sind der Schlüssel für eine nachhaltige Textilzukunft. Bis gesetzliche Regelungen greifen, schaffen gemeinsame Standards Orientierung und fördern nachhaltige Lösungen.
Weitere Informationen rund um ENoR unter: sa-enor.com
